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Nova tellus

Print version ISSN 0185-3058

Abstract

NOTARI, Tamás. Tatbestandsbehandlung und forensische Taktik in Ciceros Rede für Sextus Roscius. Nova tellus [online]. 2011, vol.29, n.1, pp.129-158. ISSN 0185-3058.

Die Rede für Sextus Roscius aus Ameria war die erste Prozeßrede Ciceros, die er in einer causa publica gehalten hatte, in der er den Freispruch seines Klienten von der unter dem Vorwand der sullanischen Proskriptionen von dessen Verwandten und einem Günstlig Sullas erdichteten Anklage erreichen konnte. Die Verwandten des jungen Sextus Roscius klagten ihn des angeblich im Juni 81 begangenen Vatermordes an, und erreichten mit der Hilfe des Chrysogonus, eines Günstlings Sullas, daß der Name des Ermordeten -obwohl dieser als Parteigänger Sullas gegolten hatte- in die Listen der Proskribierten aufgenommen, und somit sein Vermögen konfisziert, beziehungsweise öffentlich versteigert wurde, damit sie es sich zu einem Spottpreis unter den Nagel reißen konnten. Um sich an den erworbenen Gütern in voller Sicherheit erfreuen zu können, wollten sie den rechtmäßigen Erben mit einem Justizmord aus dem Weg räumen, und so ließen sie gegen diesen wegen par(r)icidium Anklage erheben. Der Fall barg kaum unterschätzbare politische Gefahren in sich, und so erklärte sich keiner der angesehenen Advokaten jener Zeit bereit, die Verteidigung des jungen Roscius zu übernehmen. Der damals sechsundzwanzigjährige Marcus Tullius Cicero entschied sich aber, den nicht so sehr aus juristischen, sondern vielmehr aus politischen Gründen scheinbar aussichtlosen Fall zu übernehmen. Sein Wagnis, das schließlich von Erfolg gekrönt wurde, verlangte Mut, präzise Tatbestandsbehandlung und rhetorisches Geschick, begründete aber den Ruf des nach Ruhm strebenden jungen Advokaten und ebnete ihm den Weg für seine politische und rednerische Karriere. Im Nachhinein äußerte sich Cicero, als er von dem mit dieser Prozeßrede erworbenen Erfolg sprach, einerseits mit wohlbegründetem Stolz auf seinen eigenen Mut, andererseits mit ernster Kritik an seinem einst zu überschwenglichen und pathetischen Stil. Zuerst sollen hier der historische Hintergrund der Prozeßsituation und die gesetzliche Basis der Anklage kurz untersucht werden, um uns danach der Analyse jener Tatbestandsbehandlung und rhetorischen Taktik zuwenden zu können, mit denen der Redner die wirklichen Beweggründe der Anklage ans Tageslicht gebracht und somit den Freispruch seines Klienten erreicht hat.

Keywords : Cicero; Pro Roscio; Prozeßrede; Verwandten; Verbannung; Tatbestandsbehandlung; forensische und rhetorische Taktik.

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